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© Reinhard Winkler
DAS KUNSTSEIDENE MÄDCHEN
Chanson-Musical nach dem gleichnamigen Roman von Irmgard Keun
Musik von Rainer Bielfeldt, Buch und Gesangstexte von Carsten Golbeck
INFOS

"Hast du mich auch ein bisschen lieb und nicht nur mein Geld, fragte er mich ängstlich – und das rührt mich so, dass ich ihn wirklich ein bisschen lieb habe."
Dieses musikalische Theaterstück ist randvoll gefüllt mit skurrilen und herzerwärmenden Episoden aus dem Leben von Doris, einer jungen Träumerin, die es in die Welt der Kunst zieht und der die Härten der Zeit und die ihres privaten Lebens wenig anhaben können.
Zutiefst davon überzeugt, das Zeug zu einem Bühnenstar zu haben, will sie sich nicht länger als Tippse von hässlichen Rechtsanwälten begrapschen lassen, sondern ein „Glanz“ werden. Die Realität sieht freilich anders aus. In Berlin sitzt die inzwischen ziemlich verwahrloste Protagonistin obdachlos vor einem billigen Etablissement und wartet darauf, zum Vorsingen eingelassen zu werden. Dabei beweist sie dem ebenso talentfreien Trottoir-Pianisten und den Vorbeiströmenden zumindest ihr humoristisches Herz und erzählt ihnen ungeniert aus ihrem eigenen bühnenreifen Leben: von ihrer abenteuerlichen Flucht aus der Provinz, den zahlreichen Männergeschichten und Betrügereien, mit denen sie sich über Wasser hält und überhaupt von ihrem ganzen Lebensgefühl zwischen Verletzlichkeit und Unzerstörbarkeit.
Doch fast ungewollt offenbaren sich hinter ihrer großen Klappe auch eine abgründige romantische Seele und eine ungeheure Sehnsucht nach echter Liebe und Geborgenheit.
Das Stück basiert auf dem gleichnamigen Erfolgsroman von Irmgard Keun. Dieser erschien 1932 in Berlin und besticht durch seine liebenswerte Unverschämtheit sowie seinen überaus kühnen und originellen Sprachstil, mit dem Irmgard Keun (1905-1982) als Georg Büchners jüngere und launigere Schwester durchgehen könnte. Kurt Tucholsky schrieb darüber: Ein durch und durch originelles Buch, das den Leser unwiderstehlich in seinen Wirbel von toller Laune, tiefem Gefühl und tragischer und komischer Verstrickung zieht.
Und tatsächlich lässt sich an der jungen Protagonistin auch auf der Theaterbühne zeigen, wie sich Armut, politische Instabilität und andere lebensfeindliche Umstände auf den einzelnen Menschen auswirken können. Und dass es Kühnheit, Eigensinn, Humor und Unverzagtheit braucht, um in harten Zeiten zu bestehen. In der unterhaltsamen Bühnenfassung von Rainer Bielfeldt und Carsten Golbeck, in der immer wieder Textpassagen in Lieder gegossen sind, hält daher die zwar obdach-, aber nicht hoffnungslos gewordene Doris weiterhin an ihren großen Träumen fest.